Fernwärme

Wissenswertes rund um die Fernwärme


Fernwärme ist die Versorgung mit thermischer Energie, die meist in Kraftwerken erzeugt wird, die nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung arbeiten. Sie wird in Form von heißem Wasser im Erdreich verlegte und wärmegedämmte Rohrleitungen an die Verbraucher geliefert und dort über Wärmetauscher in die Zentralheizung eingespeist. Anders als andere Heizsysteme werden mit Fernwärme ganze Wohnsiedlungen, Stadtteile und Städte erschlossen. Die größten Fernwärmenetze in Deutschland befinden sich in den Großstädten Hamburg, Berlin und München.


Rechtliche Grundlagen für die Nutzung der Fernwärme

Rechtsgrundlage für die Versorgung mit Fernwärme ist ein Wärmelieferungsvertrag, der unter anderem im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) und in der AVB FernwärmeV, der Verordnung über allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme, normiert ist. Der Wärmelieferungsvertrag wird zwischen dem Energiedienstleister und demjenigen geschlossen, der die Verfügungsbefugnis über den Hausanschluss hat. Das ist regelmäßig der Eigentümer der Wohnung oder des Hauses beziehungsweise der Gebäudeeigentümer.

Die Funktionsweise der Kraft-Wärme-Kopplung

Die Kraft-Wärme-Kopplung funktioniert nach folgendem Prinzip: Mit Hilfe eines Generators wird eine Verbrennungskraftmaschine angetrieben. Auf diese Weise wird mechanische Energie in elektrische Energie umgewandelt. Bei diesem Umwandlungsprozess entsteht auch Wärme, die normalerweise ungenutzt verloren geht. Anderes gilt für die Kraft-Wärme-Kopplung, bei der die entstandene Wärme über einen Wärmetauscher als Heizenergie oder zur Erwärmung von Brauchwasser verwendet wird. Als Verbrennungskraftmaschine werden Dampf- oder Gasturbinen eingesetzt oder auch der von Kraftfahrzeugen bekannte Verbrennungsmotor. Diese konventionellen Technologien werden durch neuere Technologien ergänzt, beispielsweise durch einen Stirlingmotor oder durch Brennstoffzellen.

Als Brennmaterial stehen eine Vielzahl von Stoffen zur Verfügung, unter anderem Kohle, Erdöl, Erdgas, Biogas, Holz und Holzprodukte, Müll in verschiedenen Zusammensetzungen sowie Solarthermie. Sind die Strompreise günstig, kann Fernwärme auch mit Strom in einem Elektrodenheizkessel erzeugt werden. Als Wärmequelle wird auch die Abwärme von Industriebetrieben genutzt, beispielsweise von Stahlwerken und Raffinerien. Fernwärme kann auch aus regenerativen Energien gewonnen werden, beispielsweise durch die Geothermie. Bei der Geothermie wird heißes und unter der Erdoberfläche befindliches Thermalwasser an die Oberfläche gepumpt. Dort wird ihm über einen Wärmetauscher die Wärmeenergie entzogen und das abgekühlte Wasser wieder in die Tiefe zurückgeführt.

Der Weg vom Kraftwerk zum Verbraucher

Die Kraft-Wärme-Kopplung ist eine effiziente Technik, weil der im Kraftwerk verwendete Brennstoff doppelt genutzt wird, nämlich zur Erzeugung von Strom und als Heizenergie. Medium für den Wärmetransport ist Wasser, das wegen seiner großen spezifischen Wärmekapazität für den Wärmetransport besonders geeignet ist und das entweder flüssig oder in Form von Dampf verwendet wird. Das heiße Wasser oder der Wasserdampf werden über ein Rohrleitungssystem direkt vom Kraftwerk oder einer Sammelstelle zum Verbraucher transportiert. Das Leitungssystem besteht jeweils aus einer Vorlaufleitung und einer Rücklaufleitung, über die das heiße Wasser an die Hausübergabestation geleitet und dort zum Heizen oder für die Warmwasserbereitung genutzt wird, während das abgekühlte Wasser über die Rücklaufleitung wieder an das Netz zurückgegeben wird.

Fernwärme und ihre Vorteile

Die Fernwärme zeichnet sich durch diese Vorteile aus:

  • Die Fernwärme ist eine umweltschonend erzeugte Energie. Sie spart Ressourcen und reduziert die Kohlendioxid-Emissionen.
  • Mit der Verwendung von Fernwärme besteht eine hohe Versorgungssicherheit, da mehrere Energiequellen verwendet werden können, von denen einige in unbegrenztem Maß zur Verfügung stehen.
  • Die Nutzung von Fernwärme ist platzsparend, da keine Lagerkapazitäten für die Lagerung von Brennstoffen vorhanden sein müssen. Das gilt in gleichem Maß auch für Kamine sowie einen Aufstellraum für Technik, beispielsweise ein Heizkessel sowie Öl- oder Gastanks, die ebenfalls entbehrlich sind.
  • Auch der Betriebs- und Wartungsaufwand ist gering, da nur wenig störfällige Bauteile verwendet werden. Auch die Kosten für den Schornsteinfeger werden eingespart.
  • Da Fernwärme im Kraftwerk produziert und lediglich zum Endverbraucher transportiert wird, entstehen keine Abgase. Es entwickeln sich kein Rauch, kein Ruß und auch keine unangenehmen Gerüche.


Fernwärme und ihre Nachteile


Die Nutzung von Fernwärme ist nicht nur vorteilhaft, sondern hat auch einige Nachteile:

  • Mit der Kraft-Wärme-Kopplung werden die Brennstoffe optimal genutzt. Allerdings werden die meisten Kraftwerke noch mit fossilen Brennstoffen gespeist. Mit biogenen Festbrennstoffen betriebene Biomassekraftwerke sind noch in der Unterzahl.
  • Auch wenn die Rohrleitungen, die die Fernwärme zum Verbraucher transportieren, wärmegedämmt sind, kommt es dennoch bei einem Transport über längere Strecken zu einem Wärmeverlust und ist auch aufgrund des umfangreichen Leitungssystems mit einem hohen Investitionsaufwand verbunden. Deshalb eignet sich die Fernwärme nur für eine dichte Bebauung, wobei die größten deutschen Fernwärmenetze in Hamburg, Berlin in München zu finden sind.

Tatsächlich ist die Nutzung von Fernwärme nicht immer eine freiwillige Entscheidung. So kann eine Gemeinde durch Satzung im Rahmen des Anschluss- und Benutzungszwangs die Versorgung mit Nah- und Fernwärme vorschreiben, was durch eine Reihe von höchstrichterlichen Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts unterstrichen wird.